Regelmäßig werde ich mit großen Augen angesehen, wenn ich davon erzähle, dass ich regelmäßig Reitunterricht nehme. Erkläre ich dann noch, dass sich dieser Unterricht oft auf das Reiten im Schritt am langen Zügel beschränkt, werden die Augen noch größer und paaren sich mit dem ein oder anderen Kopfschütteln. Gefolgt von ungläubig staunenden, halb geöffneten Mündern. Sitzkorrektur ist wichtig!
Zauberwort Sitzkorrektur
Hat mein Gegenüber seine Fassung dann wieder erlangt, folgt meist die Frage nach dem „Warum?“. Schließlich reite ich doch seit mehr als 20 Jahren, kann das also, oder nicht? Ich denke, reiten „kann“ man nie. Man lernt nie aus und wenn die Pferde davon auch noch profitieren, dass ich Unterricht nehme, umso besser.
Es ist sogar so, dass sich Fehler ganz schnell einschleichen können. Bei mir hat sich das in den Jahren angesammelt und manifestiert, so dass ich mich mittlerweile im Sattel einfach nicht mehr wohl fühlen kann. Ich bemerke, dass sich auch das Pferd unter mir nicht wohlfühlt, weil es nicht mehr in der Lage ist, zu verstehen, was ich da oben von ihm will, so verkorkst sitze ich inzwischen im Sattel. Ihr seht also, regelmäßiger Unterricht macht schon viel Sinn! Auch wird man dadurch laufend daran erinnert, warum man im Sattel was wie erarbeitet.
Schon mal was von Sitzfehlern gehört?
Ja, das mag jetzt übertrieben klingen, fühlt sich aber eben so an. Meine Hüfte ist steif, meine Beine klammern, ich knicke nach rechts im Oberkörper ein, meine rechte Schulter zieht nach unten. Neben all dieser Übel wandern auch noch meine Beine zu weit nach vorne und meine Arme wissen nicht mehr, was sie tun. Noch mehr dieser Übel gefällig? Wäre kein Problem. Ich ziehe die Fersen nach oben, mein Kopf sucht im Boden lieber nach dem einen goldenen Sandkorn, anstatt nach vorne zu gucken und den Weg anzusagen. Diese Liste ließe sich wohl endlos weiter führen.
Jeder einzelne dieser Sitzfehler ist für sich vielleicht schon unangenehm fürs Pferd, alle zusammen aber ganz bestimmt. Ein feines, klares, faires Reiten ist mir so nicht möglich. Klar, ein gemütlicher Ausritt im Schritt klappt auch so. Aber ehrlich gesagt, will ich so einfach nicht reiten. Wenn ich an frühere Zeiten zurück denke, in denen ich einen wirklich guten Sitz präsentieren konnte, bin ich enttäuscht, dass ich das alles so weit kommen hab lassen.
Also eben nochmal ganz von Vorne!
Dafür ist es nie zu spät. Wenn ihr jetzt ehrlich zu euch selbst seid, habt ihr vermutlich das ein oder andere meiner Problemchen auch bei euch schon entdeckt. Irgendwie scheint das Thema Sitzkorrektur aus der Mode gekommen zu sein. Aber nur mit einem guten Sitz, ist faires Reiten erst möglich. Dementsprechend viel Spaß und Freude hab ich an eben diesem Unterricht. Habt ihr Centered Riding Instruktoren in eurer Nähe? Wenn ja, empfehle ich euch, eine oder besser gleich mehrere Unterrichtseinheiten zu buchen! Ich bin total begeistert davon, wie schnell und logisch sich meine Sitzfehler verbessern lassen. Mittlerweile kann ich es fühlen, wenn sich mein Körper wieder in alte Muster schleicht. Hier ein schöner Beitrag, wie wir unseren Sitz verbessern können.
Wie Bilder helfen, unseren Sitz zu verbessern
Hier wird bildhaft erklärt, wie die Bewegung aussehen sollte. Ein Beispiel? Gerne! Wie oben erwähnt, zieht meine rechte Schulter nach unten, ausgelöst davon, dass meine rechte Hüfte blockiert und sich die Seite des Oberkörpers zusammenzieht. Ich stelle mir also vor, ich wäre eine Ziehharmonika. Diese Ziehharmonika öffnet sich im Takt der Bewegung des Pferdes, wenn ich verkrampfe. Anfangs fühlt sich das zugegeben, ziemlich eigenartig an, jetzt aber bin ich wieder in der Lage, mit geraden Schultern am Pferd zu sitzen! Vom Rückwärts Radfahren habt ihr bestimmt alle schon gehört. Auch ein schönes Bild, um die Bewegung des Pferderückens zu fühlen.
Pferdefreunde erklärt hier, wie sich feste Schultern auf unsere Pferde auswirken!
Lange Rede, wichtiger Sinn!
Nur mit einem guten Sitz, kann man richtig und angenehm fürs Pferd treiben, ist die Hüfte blockiert, können wir mit unseren Sitzhilfen nicht durchkommen. Mehr zum Thema Gewichtshilfen gibts hier. Mittlerweile bin ich im Unterricht übrigens schon im Trab unterwegs und freu mich wie ein Schnitzel, dass ich den guten Sitz auch da beibehalten kann. Derzeit wird an meinem leichten Trab und an meinen Hilfen gefeilt. Ich freue mich jedes Mal erneut auf diesen Unterricht und feiere jeden Erfolg!
Warum das nun auch für euch und eure Pferde wichtig ist?
Wir alle, die wir fair und fein mit unseren Pferden umgehen wollen, wünschen uns eine Einwirkung, die so leicht wie nur möglich stattfindet. Fehlerchen schleichen sich oftmals schnell ein, diese zu akzeptieren und unsere Reitweise anzupassen, ist aber kontraproduktiv. Deswegen sind regelmäßige Korrekturen, ob an der Longe, oder im Schritt am langen Zügel wichtig und richtig. Dass ihr solchen Unterricht in Anspruch nehmt, bedeutet nicht, dass ihr nicht Reiten könnt, sondern dass euch euer Sitz und eure Pferde wichtig sind. Ich bitte auch regelmäßig Freunde darum, mich mal kurz an die Longe zu nehmen, um mich nur auf meinen Sitz konzentrieren zu können. Außerdem: Habt ihr gewusst, dass Schrittarbeit mehr als nur Aufwärmen ist?
Also, ihr lieben Bojen, Giraffen und Rucksäcke* – habt Spaß am Reiten, lernt nicht aus und feilt an eurem Sitz! Die Pferde werden es euch danken! Ich hab hier ständig das Bild des Haflingers, den ich reite, im Kopf: Er spielt mit den Ohren, freut sich, dass ich da bin und eeeeendlich auch sage, was ich meine, anstatt hilflos auf ihm herum zu zappeln und verzweifelt zu versuchen, im klar zu machen, was ich gerne hätte! 😀
Noch ein paar Tipps zum Schluss!
Übrigens reite ich zwischendurch auch gerne mal mit Fellsattel oder Reitpad*, weil das meiner Meinung nach, den Sitz noch geschmeidiger macht! Voltigieren wäre auch noch ein heißer Tipp, wenn ihr in eurer Nähe die Möglichkeit dazu habt.
4 Comments
Corinna
atLiebe Tanja,
ich finde es mutig, dass Du so offen und ehrlich über deine Sitzfehler schreibst und sehe es genauso wie Du: Je mehr man an sich selbst arbeitet, desto besser ist es fürs Pferd. Guter Reitunterricht ist dabei auf jeden Fall die beste Hilfe.
Außerdem motivieren Fortschritte immer ungemein 🙂
Ich habe mir angewöhnt, die ersten Schrittrunden mit meinen Pferden dazu zu nutzen, selbst ein paar Lockerungsübungen zu machen und mich auf meinen Sitz zu konzentrieren. So baue ich die Übungen regelmäßig ins Training ein und kann auch gleich zu Beginn entspannt losreiten.
Deinen Blog finde ich übrigens toll und freue mich auf noch viele weitere Artikel von Dir.
Einen sonnigen Tag
Corinna
Tanja
atLiebe Corinna,
vielen Dank für deinen Kommentar! Ich denke, jeder von uns eignet sich ab und an Sitzfehler an. Das ist ja auch nichts verwerfliches 🙂 Wenn es also auch andere ermutigt, an sich zu arbeiten, rede ich immer und gerne offen über jeden meiner Fehler. Dein Tipp ist super! Lockerungsübungen oder auch Atmungsübungen beim Aufwärmen des Pferdes entspannen und öffnen uns für die folgenden feinen Lektionen! Genieß den Tag, allerliebste Grüße, Tanja
Sabine
atLiebe Tanja,
Ich mag die beiden Bücher von Sally Swift auch sehr. Sie helfen einem immer wieder sein Reiten besser zu reflektieren. Ich finde es super spannend, das z.B. Bilder die ich früher überhaupt nicht verstanden habe oder umsetzen konnte heute auf einmal für mich an Bedeutung gewinnen. So oft wie möglich versuche ich vor dem Reiten einen Abschnitt zu lesen und dann auf dem Pferd umzusetzen.
Liebe Grüße
Reiten Sitzschulung: Spielend den Reitersitz verbessern
at[…] Tanja von Tash Horseexperience hat auch über den richtigen Sitz und Sitzschulungen geschrieben – du findest ihren Artikel “Sitzkorrektur: Warum die immer wieder neu mit dem Reiten beginnen so… […]