Angelika Hutmachers Buch „Ich will dich verstehen.“ über die Familienaufstellung für Pferde hat mich von der ersten Seite an irgendwie gefesselt und beeindruckt.
So richtig wusste ich nie, was es mit diesen Aufstellungen für Familien, die in den letzten Jahren immer präsenter wurden, auf sich hat. „Probleme wälzen“ war mein Schlagwort des Wissens dazu. Einige meiner Bekannten und Freunde hatten für sich oder ihre Kinder solche Aufstellungen besucht. Die Meinungen und Erfahrungen dazu gingen weit auseinander und ehrlich gesagt, hab ich nie genauer nachgefragt, weil das Interesse nicht aufkommen wollte.
Familienaufstellung für Pferde – So gehts!
Die Hintergründe solcher Familienaufstellungen aber sind wirklich bemerkenswert. Ich versuche, die Vorgehensweise mal kurz zu erklären, wozu ich durch das Buch jetzt ganz gut in der Lage bin, denke ich.
Ein Mensch, ein Pferd, ein Problem.
Darum geht es meistens. Um Probleme. Das Problem kann eine Krankheit sein, eine Verhaltensauffälligkeit oder sonstige Schwierigkeiten zwischen Mensch und Pferd.
Diese drei Aspekte werden aufgestellt. Das bedeutet, dass stellvertretend für diese drei Pfeiler entweder Menschen oder Gegenstände aufgestellt werden. Und zwar intuitiv. Hier gefällt mir das Beispiel mit Stühlen ganz gut, weil man sich auf Stühle setzen kann. Nehmen wir einen blauen Stuhl für den Menschen, einen grünen Stuhl fürs Pferd und einen roten Stuhl für das Problem.
Wie Angelika in ihrem Buch erzählt, kommt es vor, dass sich das Pferd
in die Aufstellung mit einbringt. So wie hier, Magic Boy, der noch etwas
Zeit benötigt, um erwachsen zu werden.
(Foto aus dem Buch „Ich will dich verstehen.“)*
Stühle, Stühle und noch mehr Stühle
Oben genannte drei Stühle werden nun vom Aufstellungsleiter oder der betreffenden Person intuitiv platziert. Sie werden also auf Plätze getragen, die einem richtig erscheinen. Anschließend analysiert man die „Blickrichtungen“ dieser Stühle und die Art, wie sie zueinander stehen. Dann fühlt man sich in die verschiedenen Plätze ein. Hier folgt man wieder seiner Intuition und nimmt alles wahr, was einem unter kommt. Das können Gefühle, Bilder sein, die in einem hochsteigen, oder auch eine Wahrnehmung dessen, was einem gerade ins Auge fällt (wenn der Blick zB auf einen bestimmten Gegenstand trifft).
Hat man sich in alle drei Personen und Situationen eingefühlt, geht man aus der Situation, um etwas Abstand zu gewinnen und um analysieren zu können. Angelika nutzt schon hier, was ihr in den Sinn kommt und hilft dem Pferd mit kräftigenden, aufbauenden Sätzen, die sie ihm sagt, wie zB „Ich sehe dein Problem, ich verstehe dich.“ Dies nur als Beispiel, die Hilfe sieht natürlich jedes Mal anders aus.
Die Karten werden neu gemischt!
Dann werden die Stühle wieder je nach Gefühl umgestellt und das jeweilige Empfinden überprüft. Wieder fühlt man sich in Mensch und Tier ein, falls nötig, auch nochmal in das vorliegende Problem (der rote Stuhl). Wie Angelika in ihrem Buch erzählt, kann sie schon während der Aufstellung und Umstellung Veränderungen bei Pferd und Mensch beobachten. Oftmals werden die Tiere ganz ruhig, lecken oder gähnen, sobald Angelika das Problem und dessen mögliche Lösungen anspricht und erfühlt.
Aufstellungen können immer und überall stattfinden.
Hier zeigt Angelika Hutmacher ein Aufstellungsbeispiel
mit Bürsten, welche sie direkt im Stall auflegt.
(Foto aus dem Buch „Ich will dich verstehen.“)*
Das Buch
Im Buch „Ich will dich verstehen“ gibt Angelika Hutmacher ganz viele Beispiele aus ihrer Praxis und lässt uns die unterschiedlichen Situationen mitfühlen und miterleben. Dabei finden viele unterschiedliche Probleme und deren Lösungen statt. Ob nun ein Pferd mit unschöner Vergangenheit, Tierbesitzer, welche nicht aufgearbeitete Probleme haben und diese sich dann auf das Zusammensein mit dem Tier negativ auswirken.
Unsere Erfahrungen verfolgen uns – bis wir sie sehen und verstehen.
Gerade was unausgesprochene negative Erfahrungen aus der Vergangenheit angeht, bin ich überzeugt, dass Familienaufstellungen sehr viel bewirken können. Man wird sich dessen bewusst, dass vergangene Erlebnisse mit in die Gegenwart gewandert sind und kann damit beginnen, sie zu verarbeiten und hinter sich zu lassen.
Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass ich erst in der Lage war, unvoreingenommen zu werten, als ich einen bestimmten Teil meiner Vergangenheit akzeptieren konnte und ihm so den negativen Schleier entzog. Als dieser Teil noch präsent war, stiegen, manchen Pferden gegenüber, ablehnende Gefühle in mir hoch. Nun ist das Problem aus der Welt und ich kann jedem Pferd positiv begegnen und es so viel besser auf seinem Weg des Lernens begleiten.
Pferde und ihre Vergangenheit
Oder auch vergangene Erfahrungen von Pferden. Eine Familienaufstellung hilft uns dabei, uns diese Erfahrungen vor Augen zu führen und das Pferd mitsamt seinen Erlebnissen anzunehmen und dadurch neu zu bewerten. So fällt es uns leichter, schwierige Situationen emotionslos anzunehmen und diese gemeinsam mit unserem Pferd zu meistern.
Mein Versuch und meine Erkenntnisse
Natürlich konnte ich es nicht lassen und habe mein kränkelndes Pony aufgestellt. Also den Herrn, mich und seine Krankheiten. Ob das Ergebnis nun stimmt oder nicht, lassen wir offen. Jedenfalls kam mir in den Sinn, dass sich der Herr mehr Leichtigkeit von mir wünscht und ich nicht ständig am Scannen seines Körpers nach Auffälligkeiten sein soll. Klingt logisch, oder? Es ist nämlich schon so, dass man sich gerne mal in solchen Dingen verliert. Und sobald er nicht ganz rund läuft, läutet bei mir die Mitleidsglocke. Das drückt meine Stimmung und seine gleich mit. Dazu vermeide ich es dann, ihn zu gymnastizieren oder sonst wie zu bewegen, was die Problematik nochmal verstärkt.
Von Auflösungen und vom Verstehen
Mein Fazit also: Familienaufstellungen sind ein tolles Instrument, um verfahrene Situationen oder Beziehungen darzustellen, Probleme aufzuzeigen und versteckte Hintergründe sichtbar zu machen. Natürlich muss man sich als Mensch darauf einlassen können. Tiere sind ja sowieso offen für alles.
Der Titel des Buches „Ich will dich verstehen!“ sagt eigentlich schon alles. Es geht darum, Verständnis für das Gegenüber zu entwickeln. Verstehe ich, warum jemand wie agiert oder reagiert, fällt vieles leichter und Probleme entstehen gar nicht erst.
Ihr wollt eine Familienaufstellung für euch und euer Pferd?
Wenn ihr selbst in eurem Leben feststeckt, oder ihr vor einem Problem steht, das ihr selbst nicht lösen könnt, bietet Angelika Hutmacher auch Aufstellungen via Skype oder Telefonat an. Hier findet ihr auch Infos zu Angelikas Angebot und ihrem sehr bewegenden Werdegang.
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