Vorab eine Warnung: Dieser Artikel ist möglicher Weise nicht ganz ernst gemeint, bedient sich der Ironie und ist satirisch angehaucht – Nicht geeignet für empfindliche, sich leicht persönlich angegriffen fühlende Persönchen 🙂
Begriffserklärung:
Der Seilchenschwinger
Er nennt sich selbst auch Natural Horseman und hat die Gabe, sich als Leittier in ein Herdengefüge einzubringen. Er ist dominant, weiß was er will und kann sich durchsetzen. Sein oberstes Gebot lautet Respekt. Seine Herde hat er im Griff, kann einzelne Mitglieder mit gekonnten Seilchen-Schwüngen umplatzieren oder sonst wie bewegen. Er gleicht einem Magier. Der Seilchenschwinger arbeitet mit einem ausgeklügelten Konzept, wenn er es denn versteht 😀
Der Wattebausch-Werfer
Diese Spezies hat von Herdenbildung keine Ahnung. Zumindest nicht so weit, als dass er sich als Leittier behaupten könnte. Will er aber gar nicht, denn er ist ein Baum. Bäume sind keine Pferde, also in Folge auch keine Leittiere. Der Wattebauschwerfer will eine Beziehung in Harmonie und Leichtigkeit mit seinem Pferd. Bestückt ist er meist mit Zauberstab, „Clicker“-Utensil und vielen Keksen. Selbst nennt er sich Clickerer oder R+Pferdemensch. Die Dominanztheorie hat er gänzlich verworfen, sein Motto lautet „Freiwilligkeit“.
Eines haben beide gemeinsam: Sie machen es gerne von Unten.
Und dabei machen sie komplett die gleichen Übungen, nur haut der Seilchenschwinger feste drauf, während der Wattebausch-Werfer in sich verharrt, bis das Pferdchen selber will, um es dann mit diversen Leckerchen zu bestechen.
Das Rückwärtsrichten
Der Seilchenschwinger rüttelt und schüttelt (is wohl doch auch ein Bäumchen) am Strick samt Halfter, bis das Pferdchen genug hat und nach hinten weg geht. Dann gibt er Ruhe, das Pferd hat gelernt. Wobei nein, dann kommt die Pause. Die im Übrigen aber dafür erfunden wurde, dass sich der Seilchenschwinger von der anstrengenden Rüttelei erholen kann. Is ja wirklich Arbeit das.
Der Wattebauschwerfer ist die Ruhe selbst. Er rüttelt nicht und schüttelt nicht. Er wartet. Und zwar so lange, bis es dem Pferd zu langweilig wird und es sich bewegt. Ist da dann zufällig ein Deut von Rückwärts dabei, freut sich der Wattebauschwerfer ein Bein aus, weil er endlich mit dem Knackfrosch spielen darf (er steht auf das geile Geräusch). Er macht also „Click“ (zappelt vermutlich ein bisschen, weil er innerlich kreischt vor Freude) und besticht sein Pferd wieder mit Leckerlies.
Die Hinterhandwendung
Der Seilchenschwinger ist ein Raubtier. Das weiß er. Dennnoch ist er aber davon überzeugt, dass er sich wie ein Pferd verhalten kann (Tarnung und Täuschung ist eben das halbe Leben). Also macht er es wies Pferd (obs das Pferd so machen würde, sei dahingestellt). Er kreist einen Halbbogen seitlich neben dem Pferdchen und fixiert dabei mit starrem Blick die Hinterhand. Vielleicht hat er aber auch was esoterisches an sich (Esos haben Bilder im Kopf, wie das Ergebnis aussehen soll). Er fixiert also die Hinterhand und schwingt sein Seilchen in die Richtung dieser. Je näher er der Hinterhand kommt, desto wilder schüttelt er das Seilchen und hofft inständig, dass sich das Pferdchen endlich bewegt. Meist tut es das, und der Schwinger bekommt endlich die verdiente Pause. Braucht er auch, weil die Augen schon weh tun (vom Seilchenschwinger-Arm reden wir am Besten gleich garnicht).
Der Wattebauschwerfer tut sich diesen Stress nicht an. Er hat nämlich ein Target. Das ist sowas wie ein Zauberstab, der das Pferd (oder Körperteile dessen) magisch anzieht. Vielleicht ist auch ein Magnet drin, das weiß man so genau nicht. Und weil der Wattebauschwerfer ja mit Druck überhaupt nicht umgehen kann, ist so ein Magnet echt toll. Den klatscht er an die Hinterhand (Anfangs ist das am Besten, weil er total oft dann mit dem Knackfrosch spielen darf). Er clickt, er zappelt (vor Freude, siehe oben) und geht sein Pferd bestechen. Das macht er ein paar Mal, bis die erste „Click-Euphorie befriedigt ist. Erst dann kommt der Magnet zum Einsatz. Weil er aber vom Clicken immer noch nicht genug hat, hält er den Magneten nur etwa einen cm von der Hinterhand entfernt. So reicht es, wenn das Pferdchen sich ein Bisschen herlehnt, um endlich wieder zu Clicken. Und Pferd bestechen – nicht vergessen!
Kunststückchen
Der Seilchenschwinger macht keine Kunststückchen. Außer das Steigen. Das findet er toll, weil er seine Macht über das Pferd demonstrieren kann. Das is toll!
Der Wattebauschwerfer liebt den Spanischen Gruß. Erstens deshalb, weil der mit dem Magneten spielen kann, zweitens deshalb, weil es wohl ziemlich einfach ist, das einem Pferd beizubringen (dass die das sowieso können sei dahingestellt). Außerdem kann er da ganz oft clicken, was ja total Spaß macht, wissen wir ja schon.
Motivation vs. Entspannung
Was der Seilchenschwinger nicht kann, ist es, sein Pferd zu motivieren. Liegt aber meist am Pferd, weil das einfach ein faules Stück ist. Und hat man ja ein Seilchen, muss man ebenmehr schwingen. Dafür gibts dann aber wieder die verdiente Pause, das ist toll 🙂
Entgegengesetzt hat der Wattebauschwerfer Probleme damit, sich zu entspannen. Die Freude am Knackfrosch ist einfach zu erregend. Verständlich, oder? So turnt er um sein Pferdchen rum und lässt es ganz viele einfache Sachen machen. Das gibt viele Clicks und viel Bestechung. Leider weiß er aber dann oft nicht, wann genug ist und verausgabt sich total 🙂
Woran erkennen wir den Seilchenschwinger?
Meist sind sie hoch erhobenen Hauptes unterwegs, man muss sich ja präsentieren, so als Leittier. Ist er mit dem Pferd unterwegs, hat dieses den Kopf IMMER auf Höhe Schulter des Seilchenschwingers. Alles andere ist respektlos, kann sich der Schwinger also nicht gefallen lassen. Das respektlose Pferd erkennt man daran, dass der Seilchenschwinger rüttelt und schüttelt, bis das Biest wieder die richtige Position eingenommen hat.
Woran erkennen wir den Wattebauschwerfer?
Er ist fröhlich. Immer. Oftmals trägt er ein T-Shirt mit dem Aufdruck R+ (Bedeutung: Positive Verstärkung) – das soll kennzeichnen, dass er lieb ist und immer Leckerchen dabei hat. Und er macht Knackgeräusche. Das ist unüberhörbar. Wo es knackt ist immer auch ein Wattebauschwerfer. Das breite Grinsen sobald es „clickt“ kennzeichnet ihn zusätzlich.
Die Ausstattung des Seilchenschwingers
Das Knotenhalfter – Ein MUSS! Nur mit Knotenhalfter kann man ordentlich das Seilchen schwingen. Weil das nämlich nicht nur hübsch aussieht, sondern das Schwingen gut weiterleitet.
Das Seilchen – braucht man einfach als Leitstute, bzw. Leithengst.
Das Stöckchen – das ist sozusagen die Halsimitation. Also der Pferdehals des Seilchenschwingers. Praktischer Weise ist am Stöckchen ein Seilchen. Schöne Kombi also.
Die Ausstattung des Wattebauschwerfers
Er hat ein Knotenhalfter, denkt ihr? NÖ! Das geht garnicht, weil das ist nämlich so gar nicht positiv, das Ding (er kann einfach nicht damit umgehen, aber das sagen wir niemandem).
Das Stallhalfter – Mehr braucht er nicht. Meist braucht er nicht mal das, weil das Pferd gerne in der Nähe von Leckerlis ist. Und es eben sicher weiß, dass es welche bekommt, sobald der Wattebauschwerfer mit dem Knackfrosch spielt.
Der Knackfrosch – Gut, dass es ihn gibt. Er macht sooooo viel Spaß!
Der Leckerlie-Beutel – Bestechung ist wichtig. Ohne Bestechung könnte er nicht mehr clicken (und das macht doch so viel Spaß!)
Ein Problem und die unterschiedlichen Lösungsansätze
Im Fallbeispiel stellen wir uns vor, ein Pferd latscht beiden Personen auf den Fuß.
Der Seilchenschwinger löst das ganz souverän, in dem er sofort wild das Seilchen schwingt, das Pferd also rückwärts, seitwärts oder sonstwo hin schnellt und so den nötigen Respekt lernt, den es vor der Leitstute / dem Leithengst nun mal haben muss. Im Idealfall steigt es also auf keine Leittier-Füße mehr.
Der Wattebauschwerfer wartet. Tut weh, ja. Aber er korrigiert nicht. Klicken kann er aber grad auch nicht, was er schade findet. Irgendwann hebt das Pferd den Huf vom Fuss und schon blitzt es in des Wattebauschwerfers Augen. Warum? Genau. Er darf endlich clicken! … und das Pferd bestechen 😀
Du willst immer noch clickern? Vielleicht willst du sogar frei mit deinem Pferd arbeiten?
Dann wäre mein Kurs was für dich!
Zum Weiterlesen:
Pferde-Verstehen wünscht sich hier mehr Toleranz und Akzeptanz.
Die Pferdeflüsterei regt hier zum Nachdenken an.
Herzenspferd hat hier auch noch ein Wörtchen mit zu reden 😀
7 Comments
Miri
atSchöner Artikel liebe Tanja!! <3 Manchmal liegt einem sowas einfach auf der Zunge und man muss es einfach mal rausschreiben. Ich hab's mit Belustigung gelesen und bekenne mich dazu ein Knotenhalfter-nutzender Wattebauschwerfer zu sein! (Und weil mir mein Pferd vorgestern auf dem Fuß stand - da werde ich tatsächlich auch mal laut und hektisch! :D )
Ganz liebe Grüße an deine Rasselbande!
Miri
Tash
atHachja.. so ganz können wir alle den Klischees wohl nicht gerecht werden, gell? 😀 Das nächste Mal aber bitte warte einfach, bis Faible wieder runter steigt von dir. Sonst lernt die das doch nie 😀
Claudia
atDanke für den lustigen Artikel! 🙂
Momentan kann ich mich noch zu gar keinem Lager zählen. Das wird erst die Zeit zeigen, was meiner Prinzessin besser gefällt.
Dafür habe ich jetzt aber kräftig geschmunzelt!
Danke, schmunzeln/lachen ist ja gesund! :O)
lg Claudia
Gruenstich
atSuper geschrieben! Ich bin ein nicht-Knotenhalfter-nutzender Seilchenschwinger – und konnte herzlich schmunzeln 🙂
Tash
atjaja, und über sich selbst lachen muss auch mal sein 🙂 und keine Sorge, du wirst sicher schon bald zum seilchenschwingenden Wattebauschwerfer 😀
Tash
atJa wie jetzt? Das gibt es auch? wie soll man denn ohne Knotenhalfter ein Seilchen schwingen können? Ich bin verwirrt… 😀 allerliebste Grüße!
Tinki9
at*lach
Sehr treffend!