Von Selbstlosigkeit kann heut zu Tage keine Rede sein. Egoismus wird in unserer modernen Welt groß geschrieben. Jeder will sich selbst verwirklichen, seinen eigenen Weg gehen und nimmt in Kauf, vieles hinter sich zu lassen in seinem Streben nach Erfolg – wie auch immer dieser Erfolg aussieht.
Im Zusammensein mit Pferden hat Egoismus nichts verloren. Natürlich funktioniert ein Pferd auch, wenn es einen Reiter/Besitzer/Pfleger hat, der nur im eigenen Sinne mit dem Vierbeiner arbeitet. Aber eben das ist das Schlagwort – es FUNKTIONIERT.
Erwartungen erfüllen, koste es was es wolle.
Das ist auch das, was der Egoist von seinem Pferd erwartet. Dass es seine Erwartungen erfüllt. Erwartet der Egoist aber, dass sein Pferd ihm freundschaftlich oder vertrauensvoll begegnet, wird er enttäuscht werden. Das Pferd wird im Idealfall zwar versuchen, alles wie gewünscht zu erledigen, es wird sich aber kaum vollen Herzens freuen, wenn sein selbstsüchtiges Kümmerlein auftaucht.
„Mein Pferd lässt sich nicht von der Weiden holen!“ wird man wohl am ehesten aus dem Munde eben solcher Menschen hören. Dabei haben sie ihr Pferd bestimmt auch gerne und wollen meist auch das Beste für das Tier. Aber eben in dem Rahmen, den sie sich zurecht legen und der ihnen entgegen kommt.
Nicht immer steckt böse Absicht dahinter.
Weil sie es nicht besser wissen, nie anderes gelernt oder erlebt haben. Böswilligkeit kann man nur wenigen dieser Menschen unterstellen. Dann schon eher eine fehlende Weitsichtigkeit oder das Zurückziehen in sich selbst, vielleicht aus Angst vor Verletzung oder Enttäuschung.
Da habe ich eine super geniale Erleichterung für euch alle: Eurem Pferd könnt ihr euch öffnen, mit allem was ihr habt, gebt und nehmt. Ein Pferd wird eure Offenheit niemals zu eurem Nachteil nutzen. Im Gegenteil. Es wird euch dankbar sein, dass ihr es in euer Herz lasst, es wird euch mit allem was es hat zeigen, dass es eure Offenheit verdient.
Und hier kommen wir zum wichtigen Punkt, der Selbstlosigkeit. Pferdefreundschaft erlangt ihr dann, wenn euch euer Pferd, sein Befinden, seine Laune, sein Vermögen, seine Bedürfnisse wichtig sind und ihr es spüren lasst, dass ihr es ernst nehmt, dass es euch wichtig ist.
Klar kann es so auch passieren, dass ihr euer Training neu abstimmen müsst. Vielleicht müsst ihr auch eine neue Bürste kaufen, weil ihr feststellt, dass die, die ihr bisher benutzt habt, dem Pferd unangenehm ist. Aber es wird euch Freude machen. Weil ihr einen Partner an der Seite habt, der sich wohl fühlt und seine Zeit gerne mit euch verbringt. Dazu verfolgt mich in den letzten Wochen ein ganz bestimmter Satz:
„Verbringe die Zeit mit deinem Pferd so, dass sie euch beiden wertvoll ist, sie ist unwiederbringlich!“
oder auch:
„Sei gütig, sei fair, handle überlegt und stelle dein Selbst hintan. Erst wenn du im Interesse anderer handeln kannst, bist du in der Lage ein guter Pferdemensch zu werden. Der Erfolg deines Pferdes muss dir wichtig sein, nicht deiner.“
Und genau so ist es. So könnt ihr zu einem Team heranwachsen. So kommen sich eure Herzen näher und ihr könnt die gemeinsame Zeit genießen.
Arbeitet an euch!
Natürlich bedeutet das ein großes Stück arbeit für euch. Aber ich kann euch versprechen, dass sich diese Arbeit lohnt. Euer Pferd wird dankbar sein, wenn ihr feststellt, dass der Sattel drückt, wenn ihr herausfindet, dass die Trense nicht passt und ihr euch um eine bessere Lösung bemüht.
Bemerkt ihr Verspannungen in Muskeln und zeigt das auch nur dadurch, dass ihr eure Hand sanft auf die verspannte Stelle legt, wird euer Pferd wissen, dass ihr euch für seinen Schmerz interessiert.
Begrüßt ihr euer Pferd höflich und überfallt es nicht gleich, wird es gerne auf euch zu kommen. Nehmt ihr beim Striegeln acht auf seine empfindlichen Körperstellen, wird es das wert schätzen.
Gebt ihr ihm im Training die nötige Zeit, sich in neue Lektionen einzufühlen und erklärt in den notwendigen kleinen Schritten, wird die Motivation eures Pferdes wachsen.
Schenkt ihr eurem Pferd eure ganze Aufmerksamkeit, wenn ihr mit ihm zusammen seid, ist euch auch seine Aufmerksamkeit sicher.
Ihr seht: In den kleinen Dingen liegt die Kraft, etwas ganz Großes zu schaffen. Und probieren geht über studieren 🙂 Ich wünsche euch ganz viel Spaß und Freude auf eurem neuen, achtsamen, selbstloseren Weg – er führt direkt ins Herz eurer Pferde! <3
P.S.: Die Pferdeflüsterei hinterfragt hier, ob ihr für euer Pferd berechenbar seid.
1 Comment
Familienaufstellungen Pferde Angelika
atFinde Deinen Artikel sooo schön, hab ihn gern in meinem Blog verlinkt 🙂
http://familienaufstellungen-pferde.blogspot.de/2015/07/verstehen-wollen.html