Wenn ich auch nicht alles gut heiße, was im Clickertraining vor sich geht, habe ich doch ein ganz wichtiges Element dadurch gelernt. Das richtige Lob zur richtigen Zeit.
Viele Pferdemenschen loben ihr Tier zwar, aber oftmals zum falschen Zeitpunkt. Gerade, wenn das Pferd etwas Neues lernen soll, sind ein guter Plan und Lob zur richtigen Zeit unerlässlich.
Doch warum ist das so?
Feedback ist nicht nur für uns Menschen wichtig!
Kennt ihr das Spiel „Heiss – Kalt“? Wenn ich mich richtig erinnere, wird in zb. einem Garten etwas versteckt, das der Spieler, welchem die Augen verbunden sind, finden muss. Die umstehenden Kumpels leiten den Spieler, in dem sie ihm den Weg weisen. Dazu sagen sie „kalt“, wenn er in die falsche geht und „heiss“, wenn er auf der richtigen Spur ist. Ohne diese Hinweise würde der Spieler tagelang herum irren und suchen. Nur mit ganz viel Glück aber würde er finden, was er sucht.
Zwar lernt man in diesem Spiel wohl wenig, dennoch ist das Feedback der Kumpels unerlässlich, um ans Ziel zu gelangen.
Und das können wir sehr schön aufs Pferd übertragen. Wir, in dem Fall die Kumpels, haben einen Plan im Kopf, wissen, wohin der Spieler Pferd muss, um das von uns gesteckte Ziel zu erreichen. Nehmen wir als Beispiel den Spanischen Gruß (der im Übrigen des Herrn Lieblingsübung ist, die er mittlerweile in Perfektion beherrscht). Ich möchte, dass er den spanischen Gruß lernt. Habe gleichzeitig den Lehrplan im Kopf. Beginnen soll das Pferd damit, auf ein Antippen seines Beines mit der Gerte, das Bein anzuheben. Der Weg ist das Ziel, dazu später. Erhalte ich eine unerwünschte Reaktion, er beißt zB in die Gerte, weil sie ihm unangenehm ist, werde ich nicht loben. Hebt er aber das Bein nur ein klein Wenig an, nehme ich sofort die Gerte weg und lobe. So weiß mein Spieler, dass er auf dem richtigen Weg ist.
Nehmen wir noch an, das Pferd hat richtig geantwortet und ich wurde in genau dem Moment abgelenkt. Lobe also nicht, obwohl der Gedanke des Pferdes richtig war, sondern gebe noch schnell hinter mir Antwort. Erst nach der Antwort lobe ich. Dazuwischen hatte das Pferd Zeit, irgendwas anderes zu tun, oder eben einfach ruhig stehen zu bleiben. Es wird in diesem Fall nicht mehr verknüpfen können, dass das Lob als Resultat des Bein-Anhebens kommt.
Der Weg ist das Ziel!
Im oben genannten Spiel, wird der Spieler auf seinem Weg begleitet. Er muss also nicht erst vor dem Schatz stehen, um Rückmeldungen zu erhalten. Das wäre dann auch wohl eher ein Glückstreffer. Auch das können wir wieder aufs Pferd übertragen. Anhand des Beispieles am Spanischen Gruß, weiß ich, wie das Endergebnis aussehen soll. Das Pferd aber kennt meine Gedanken nicht und kann demnach nicht erraten, was ich von ihm will. Ich muss ihm also den Weg dahin zeigen.
Schlüsseln wir den Weg dazu mal auf:
Ich tippe das Bein mit der Gerte an und erwarte erstmal nichts, außer einem irgendwie angehobenen Bein. Völlig egal, ob nach Vorne, nach Hinten oder einfach kurz entlastet. Bekomme ich eine dieser Antworten, nehme ich sofort die Gerte weg und bestätige das Pferd für sein Tun.
(vermutlich wird das Pferd darauf hin etwas Kauen oder Lecken und zeigt damit, dass es das eben Durchgeführte verarbeitet)
Das Lob im Übrigen, muss nicht immer ein Leckerchen sein. Ihr könnt auch mit eurer Stimme loben, euch freuen, das Pferd streicheln, ihm eine Pause gönnen. Je nach dem, was das Pferd bevorzugt. Wichtig aber ist, dass sofort die Hilfe (hier die Gerte) weg genommen wird.
Leckt das Pferd, warte ich ab, bis es damit fertig ist und gebe nochmals die Hilfe, tippe also mit der Gerte das Bein an. Hat das Pferd unser erstes Lob verstanden, wird es wahrscheinlich versuchen, nochmal gleich, oder sogar etwas stärker in die richtige Richtung zu antworten. Wieder nehme ich sofort die Hilfe weg und lobe.
Um nicht auf dem gleichen Level zu bleiben, werde ich nach ein paar Wiederholungen erst dann wieder loben, wenn die Reaktion, also das Bein anheben, etwas stärker in die Richtung des Endergebnisses gezeigt wird (also etwas höher, etwas weiter nach vorne etc.).
So arbeiten wir uns den Weg entlang, bis wir am Ziel ankommen. Ohne Weg kein Ziel. Ohne Lob zum richtigen Zeitpunkt kein Vorankommen am Weg 🙂
Falsches Lob fördert unerwünschte Antworten
Erfolgt euer Lob zum falschen Zeitpunkt oder auf die falsche Reaktion, kann es passieren, dass das Pferd sich für etwas bestätigt fühlt, das ihr nicht fördern wollt. Hier wieder zurück zum Spiel oben. Der Spieler ist am richtigen Weg, gerade als er aber in die falsche Richtung abwendet, ruft ihr ihm ein „Heiss“ zu. Der Spieler wird denken, er ist am richtigen Pfad, obwohl ihr ihn gerade auf den Irrweg geführt habt.
Beim Pferd kann das im Zusammenhang mit dem Spanischen Gruß zum Beispiel so aussehen, dass es mit einem Hufscharren auf eure Gertenhilfe antwortet. Ihr bestätigt das. Das Pferd wird also vielleicht das nächste Mal noch stärker scharren und denkt, dass es am richtigen Weg ist. In dem Fall liegt es an euch, den Spieler wieder auf den Pfad zum Ziel zu leiten, anstatt ihn vielleicht sogar für den Irrweg zu bestrafen, den ihr ihm unbewusst gezeigt habt.
Garnicht so einfach, gell? 🙂
Miri teilt hier ihre Gedanken zum richtigen Lob mit uns!
Die Reitarena erklärt hier, wie Pferde lernen!
Warum auch Pausen zwischen durch ganz wichtig sind, lest ihr auf Pferde-Freunde.
Kultreiter hat hier auch noch einige Tipps zum richtigen Lob.
Wie lobt ihr? Wie geht ihr damit um, wenn ihr falsche Antworten erhaltet? Ich freue mich auf eure Geschichten! <3
5 Comments
Petra Haubner
atLiebe Tash, wieder so ein schöner Artikel. Ich liebe das Lob ja sehr. Lieber als das „Nein“ 😉 Deswegen nutze ich es auch sehr ausgiebig und oft, damit das „Nein“ kaum noch kommen muss. Ich lobe mit Stimme, Streicheln und Pause – je nach geleisteter Aufgabe, meist in der Reihenfolge. Wobei ich das Streichel-Lob persönlich am liebsten mag, weil ich selbst so gerne streichle 😉 Aber du hast schon Recht, dass man je nach Pferd entscheiden muss. Ein Pferd das nicht gerne gestreichelt wird, würde mein Kuscheln ja gar nicht als Lob empfinden. Das wäre fast schon fies, dann auch noch für etwas Schönes gut gemachtes zu streicheln. Auf jeden Fall denke ich auch, dass das Lob eine tolle Waffe ist. Ganz liebe Grüße, Petra
Nina
atHallo Tash, super Artikel! Besser hätte ich es nicht beschreiben können – so ein wichtiges Thema! Dein Beispiel mit dem „heiß – kalt – Spiel“ finde ich super gewählt, auf diesen genialen Vergleich wäre ich selbst nicht gekommen, dabei ist es so simpel. Aber du sprichst mir aus der Seele!
Wird demnächst auch geteilt 🙂
Tash
atIst hald wie in der Schule, gell 🙂 wenn man immer nur die Fehler rot angestrichen bekommt, macht das Lernen weniger Freude, als wenn man für Richtige hört, wie toll man das macht 😀 allerliebste Grüße an dich! <3
Tash
atHach 😀 Danke für dein Lob, liebe Nina! Und den Vergleich fand ich passend und verständlich zugleich irgendwie… <3 Danke schon mal fürs Teilen!
Pferdeleckerlis selber machen: So geht's!
at[…] Wie du den Zeitpunkt beim Loben findest erfährst du hier im Artikel von […]