Tash-Horseexperience
Vertrauen Pferdetraining
Bodenarbeit Clickertraining

Vertrauen verdienen meets Vertrauen schenken

 

Meiner Meinung nach gibt es nämlich nicht DEN Weg zum Vertrauen. Es ist auch nicht sinnvoll, Tiere in gewisse Kategorien einzuteilen ala „left brain introvertiert, oder right brain extrovertiert“ und wie sie alle heißen, die ausgeklügelten Schemen, in die unsere Pferde gepresst werden sollen.

Auch ist es meiner Meinung nach zweitrangig, ob ich mit einem rangniedrigen Tier, oder einem ranghohen Hengst zu tun habe. Natürlich müssen diese Eigenschaften im Training berücksichtigt werden. Ist schon wichtig zu wissen, ob ich ein Pferd an der Seite habe, das eine gewisse Stütze benötigt, oder ob ich es mit einem „Nachfrager“ zu tun habe.

Was aber immer voll und ganz berücksichtigt werden muss, ist auch die Geschichte, das Erlebte des jeweiligen Pferdes. Natürlich kann ich nicht von jedem Pferd wissen, was es in seinem Leben bereits durchgemacht hat, mit welchen Pferden, Trainingsmethoden, Menschen es konfrontiert wurde. Was ich aber kann ist, mich in das Tier hineinzufühlen, wahrzunehmen, was es wahrnimmt und mein Zusammensein mit ihm darauf aufbauen.

Wie mache ich das? Ich beobachte:

Wie geht das Pferd mit seiner Umgebung um?
Ist es sehr interessiert daran, was sich rund herum tut? Horcht es viel, guckt es viel. Bemerkt es mich überhaupt? Ist es schreckhaft? Sucht es nach seinen Artgenossen? Ist es hektisch? Ist es gelassen?

Wie reagiert es auf mich?
Wenn ich mit einem Pferd arbeite, gehe ich erst mal vorsichtig darauf zu und stelle mich vor. Ich halte also meine Hand hin und lasse es an mir schnuppern. Es kennt mich nicht, es ist nur respektvoll, wenn ich mich vorstelle. Gleichzeitig kann ich gleich erkennen, ob es sich um ein vorsichtiges oder ein neugieriges Pferd handelt.

Wie fühlt es sich in seinem Körper?
Lahmt es, klemmt es irgendwo? Wie verhält sich das Pferd, wenn ich es anfassen will, ist es irgendwo schmerzempfindlich (was wichtig ist zu wissen, keine Chance auf Vertrauen, wenn ich unwissentlich immer wieder einen Schmerz auslöse). Außerdem wird es jedes Pferd zu schätzen wissen, wenn ich merke, dass es wo zwickt. Auch wenn ich nicht helfen kann, ist schon die Rücksicht darauf ein vertrauensbildendes Gut. Stichwort Striegeln dürft ihr euch hier gerne fest merken. Beobachtet euer Pferd ganz genau, während ihr es striegelt.

Wie geht es mit mir um?
Wenn ich die Chance dazu habe, versuche ich immer, ein Pferd zu aller erst „frei“ zu arbeiten, weil es so die Möglichkeit hat, sich mit mir vertraut zu machen, ohne dass es gezwungen ist, sich in meiner unmittelbaren Nähe aufzuhalten. Ich wiederum kann beobachten, ob es eher misstrauisch auf mich, oder anhänglich, oder neugierig reagiert.

Der erste Schritt
Kommt immer vom Pferd. Ich will kein Pferd zwingen, mit mir zu arbeiten. Es soll aus freien Stücken den ersten Schritt auf mich zu kommen. Wenn es das nicht tut, akzeptiere ich das und kann weiter überlegen und beobachten, warum. Damit wäre meine erste vertrauensbildende Maßnahme damit getan, dass ich das Pferd in Ruhe lasse, also respektiere, dass es nichts mit mir zu tun haben will.

Wie gehts dann weiter?
Zwar ist mir das bisher nie passiert, weil eigentlich jedes Pferd dankbar erscheint, dass ich ihm hier die Entscheidungsfreiheit biete. Sind die ja nicht gewöhnt, gell. Insofern habe ich hier ein sehr angenehmes Instrument zur Verfügung. Meinen Respekt. Vor der Meinung und Einstellung des Pferdes.

Anschließend würde ich je nach Pferdetyp (eh schon wissen, hier zählt nicht nur der Rang) als weitere vertrauensbildende Maßnahme versuchen, dem Pferd Entspannung zu bieten. Es bringt nichts, das Pferd gleich Anfangs irgendwie aufzuregen und ihm Befehle zu erteilen, die es auszuführen hat. In erster Linie soll es sich neben mir wohlfühlen und merken, dass es mir eben.. genau.. VERTRAUEN kann!

Erst wenn es das zulässt, werde ich es auch fragen, ob es ein wenig mit mir spazieren kann, ob es vielleicht sogar neben mir halten kann, ob es mit mir rückwärts kommen kann, etc.

Ihr seht also, der Weg ist mein Ziel. Und dieses Ziel variiert ganz stark. Ich erwarte quasi nichts und gebe ganz viel. Nehme viel Rücksicht und beobachte alles. Nebenbei versuche ich auch, alles was ich so bemerke, zu berücksichtigen.

Dazu muss ich natürlich sagen, dass ich mir jeweils viel Zeit gestatte. So hald auch dem Pferd. Ich oder meine Vertrauensarbeit unterliegt keinem Leistungsdruck. Ich muss kein Pferd innerhalb von drei Wochen auf irgendeinem Leistungsstand parat haben. Weil es mir nicht wichtig ist. Wichtig ist nur, dass sich das Pferd in meiner Gegenwart wohl fühlt und sich so weiterentwickeln kann, neue Ideen entwickelt, die Zeit hat, Gefährliches zu bewerten, anschließend neu zu bewerten oder sogar als ungefährlich einzustufen.

Dabei liegt meine Aufgabe darin, es bestmöglichst zu unterstützen. Hier noch ein paar Anregungen, worauf ich an mir selbst achte:

Ich nehme mich zurück, was meine Gefühlswelt angeht:
Das erfordert einiges an „arbeite an dir“. Es ist fürs Pferd absolut wichtig, dass ihr keine Angst habt vor Dingen, die das Pferd ängstigen. Ein kurzer Gedanke an „oh nein, Wasser! Was wird wohl gleich passieren?“ ist schon zu viel. Damit habt ihr dem Pferd signalisiert – ok, siehst, ist gefährlich! Das wiederum löst klarerweise erst mal den Fluchtinstinkt aus. Also: Cool bleiben, Sonnenbrille zurechtrücken und an Gänseblümchen denken!

Ich zwinge das Pferd zu nichts:
Das Pferd will nicht durch die Pfütze? Ok! Dann eben erst mal nicht. Aber kann es vielleicht vor der Pfütze stehen bleiben und nachsehen, was das spiegelige 10 Meter tiefe Ungetüm ist? Ihr seht, wieder ist der Weg das Ziel. Wenn es nur den Ansatz von „ja, ich versuche das“ zeigt, zeige ich wiederum meine Freude darüber und bestärke das mutige Tier mit Lob. Erst wenn diese Mutschwelle überhaupt kein Thema mehr ist, wage ich eine Steigerung. Hier möchte ich euch den Artikel von Nadja noch mal zeigen, der sehr schön zeigt, dass man auch bei der Bodenarbeit ala NHT am Weg, statt am Ziel arbeiten kann.

Ich gebe mich mit wenig zufrieden:
Ganz wichtig finde ich es, eine Übung positiv abzuschließen. Wenn keine Übung stattfindet (tut sie zwar auch schon mit einer Entspannung des Pferdes, aber mei, sieht ja nicht jeder so), dann ist das hald eben heute so. Morgen vielleicht schauts schon ganz anders aus. Und wenn es das Pferd schafft, die Pfütze zu beobachten, ohne weg zu laufen, ist das auch schon eine toll gemeisterte Übung und das Training vielleicht sogar schon nach 5 Minuten vorbei. Länger als 15 Minuten würde ich ein Pferd nur ungern mit einer Angstsituation konfrontieren. So auch beim Erlernen von Neuem. Ein, zwei Mal gut weiter gekommen, reicht das auch. Morgen ist auch noch ein Tag und das Pferd hat zusätzlich auch gleich die Gelegenheit, über das neu Erlernte nachzudenken.

Ganz wichtig: Ich lasse mich nicht ablenken!
Zu sowohl Respekt als auch Vertrauen gehört meine Aufmerksamkeit dazu. Ich lasse dem Pferd meine ganze Aufmerksamkeit zukommen. Ich lasse mich also nicht durch Gespräche mit Stallkollegen, läutende Handys, bellende Hunde etc. ablenken. Macht auch keinen Sinn, sonst kann ich ja nicht beobachten und mich hineinfühlen in den geschätzten Partner Pferd.

Hier meine Begegnung mit einer mir unbekannten Stute.
Hier meine erste Begegnung mit einem Wallach.
Warum im Moment sein so wichtig ist.
Und hier noch meine Eindrücke zum Thema, wenn MEIN Pferd mich denken hört.

Und zum fast-Abschluss noch eine Liebeserklärung und ein dickes Danke an meinen Sonnenschein! Hätte ich den kleinen unermüdlich um Verständnis kämpfenden, Shadow nicht vor 7 Jahren zufällig im Internet gefunden, wäre ich immer noch ein kleines naives Mädchen in einer rosa Pferdetraumwelt und hätte mich wohl niemals so sehr mit diesen Lebewesen auseinander gesetzt. Vielen Dank also an deine Geduld, deine Hartnäckigkeit und dein Vertrauen in mich, lieber, kleiner Pony!! <3

Vertrauen

 

Und das aller Beste zum Schluss: Ich kenne da nämlich einen ganz tollen NHT-Menschen und bin dementsprechend auf den Artikel von Nadja von Pferdeverstehen ganz besonders gespannt!

You Might Also Like...

7 Comments

  • Reply
    Petra Haubner
    at

    Huhu Tash, wie schön, dass Du auch mitgemacht hast. Ich kann einmal alle Punkte unterschreiben. Es ist so wichtig, dass man die Pferde und ihre Persönlichkeit wahrnimmt. Das habe ich in den letzten Monaten nochmal so sehr gemerkt. Training und Methoden ist das eine, auch Erfahrung und und und. Aber das Zuhören ist das allerwichtigste 🙂 Oh und ein ganz süßes Foto von Dir und Deinem Kleinen. Bis bald und alles Liebe, Petra

  • Reply
    Justine Wynne Gacy
    at

    Ein bisschen ähneln sich Pferde und und Hunde ja schon 😀

    Blaue Küsse
    Justine

  • Reply
    Nadja
    at

    Ich hab's auch schon mal erlebt, dass man es mit der Vergangenheitsforschung und -bewältigung von Pferden übertreiben kann. Dass man ihnen nicht viel zutraut, weil sie so schlechte Erfahrungen gemacht haben. Das hilft einem Pferd viel weniger, als ihm die Chance zu geben, sich seinen Ängsten zu stellen (und auch mal Angst zu haben). VG! Nadja

  • Reply
    Tash
    at

    Damit hast du natürlich auch recht 🙂

  • Reply
    Tash
    at

    hach, ich bin ja schon so gespannt auf euch 😀

  • Reply
    Nadja
    at

    Auftrag erfüllt, Nominierung in die Tat umgesetzt 🙂 Den Text zum Thema „Freundschaft schließen mit Pferden“ gibt's hier: http://pferdeverstehen.blogspot.de/2015/05/bekanntschaft-freundschaft-schlieen-mit.html VG!

  • Reply
    Tash
    at

    Sehr toller Artikel!! <3 Danke fürs Mitmachen!

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

%d Bloggern gefällt das: