Ich bin gerade dabei, Spencer das Clickern beizubringen, und dachte, das wäre hier eine schöne Ergänzung, so könnt ihr nachlesen, wie wir vorgehen und auch mitbekommen, was schief laufen kann.
Gib her den Keks, oder: „Süßes oder Saures“!
Spencer nämlich, seines Zeichens nun dreijähriger, mit einem Hyper-Ego ausgestatteter laufender Meter, der denkt, er hätte eine Risthöhe von mindestens zwei Metern, hat sich so einige Dinge angeeignet, die wir Menschen „Unarten“ nennen würden.
Dabei ist es eher ein Zusammenspiel von Überforderung und ungewollter Konditionierung des Menschen, also mein Fehler.
Nehmen wir das Thema Leckerlie:
Spencer neigt seit einiger Zeit dazu (und das ist eher gelinde ausgedrückt), Leckerbissen einzufordern. Und hier sind wir auch gleich bei der variablen Verstärkung. So habe ich Spencer ab und an, wenn mir danach war, ein Leckerli zugesteckt. Manchmal jeden zweiten Tag, manchmal auch nur, wenn wir vom Spaziergang nach Hause gekommen sind. Das aber veranlasst ihn nun, mich nach Leckerlis abzusuchen, in meinen Taschen zu kramen und sogar zu zwicken, wenn keines ins Mäulchen wandert. Ganz klar, ganz allein mein Fehler. Das Pony ist nur schlau genug, diesen „Fehler“ als Motivation zu verwenden, um ein Leckerli zu „kämpfen“. Was also ist passiert?Ich habe Spencer unbewusst darauf konditioniert: „Wenn du nur oft genug danach fragst, bekommst du ein Zucki!“ Für Spencer bedeutet das, ich versuchs einfach immer wieder, weil manchmal fällt was ab. Und gerade diese „Variable Verstärkung“, hier im negativen Sinn für uns Menschen, sehr motivierend aber für das Pferd, hat dazu geführt, dass Spencer nun bei jeder Gelegenheit nach Leckerlis sucht.
Und hier kommt der Clicker ins Spiel:
Das Grundprinzip des Clickerns habt ihr hoffentlich bereits verinnerlicht, dazu gibt es ansonsten sehr viele Artikel im Internet zu finden, bei Ponyliebe zum Beispiel. Ganz kurz: Es wird ein Markersignal eingeführt, hier der „Click“, welches gewünschte Bewegungen, Reaktionen des Pferdes markiert und damit bestätigt. Auf jeden „Click“ folgt eine Belohnung (der „Click“ alleine ist niemals die Belohnung, sondern immer nur die Bestätigung, dass das Gezeigte richtig war). Die Belohnung kann variieren. Ich arbeite mit Futter. Bei Spencer arbeite ich mit hauptsächlich mit Heu, später als „Jackpot“ (den gibts für besonders tolle Leistungen) mit Möhrenscheiben, da er dazu neigt, zuzunehmen und das wollen wir ja nicht.
Gut, dann kann’s also los gehen mit dem Clickertraining!
Hierfür wird Folgendes benötigt:
- ein Clicker (Ich bevorzuge welche, die etwas lautere Geräusche machen)
- ein Target (hier erst ein Zauberstab, der war gleich kaputt. In Folge hab ich das Teleskop des Clickers verwendet, das ist aber nicht sehr empfehlenswert zum Beginn, da die Kugel doch sehr klein ist, und das Pony demnach dazu neigt, ins Teleskop zu beissen und das nicht sehr robuste Ding damit zu zerstören)
- ein Leckerliebeutel
- Leckerlies
Ich habe mich mit also einem Target ausgestattet. Dieses Target (hier könnt ihr alles Mögliche verwenden: eure Hand, einen Zauberstab der kleinen Tochter, eine Fliegenklatsche,…). Dieses Target habe ich Spencer vor die Nase gehalten. Neugierig ist er ja und hat es sofort berührt. Im Moment des „Berührens“, hier ist eure Präzision gefragt, gibts den „Click“, also sofort und auf der Stelle.
Die zweite eurer Hände sollte auch sofort reagieren und das Leckerchen bereit halten. Beim Füttern allerdings solltet ihr euch selbst unter Kontrolle haben und eine „Fütterposition“ einführen, die dem Pferd gleich zeigt, dass Herumsuchen und Fordern nix bringt, das Leckerchen aber trotzdem verlässlich kommt. Ich habe mich bei Spencer derzeit dafür entschieden, dass er zwar vor mir steht (aber bitte nicht fast auf mir 😉 ), ich ihn aber dennoch von meinem Körper weg füttere, also mit etwas Abstand.
Die Futterposition: Spencer hat (meiner Meinung nach) genügend Abstand zu mir und wartet artig, bis die Belohnung ins Mäulchen wandert. |
Hier kurz: Um den Clicker „aufzuladen“, was ich mit der gerade beschriebenen Übung versuche zu erreichen, kann man auch damit, dass man einfach nur clickt und sofort das Leckerchen hinhält. So habe ich den Clicker für Shadow eingeführt. Da Spencer aber generell ein paar Schwierigkeiten hat, sich zu konzentrieren, habe ich mich für die Einführung mit einer „Aufgabe“ entschieden.
Dabei hat er jetzt schon sehr gut kapiert, dass er das Target berühren soll, damit er an den Zucki-Automaten kann. Was er noch nicht verinnerlicht hat, ist das „Click-Geräusch“ im Moment der Berührung. Hier dürft ihr euch aber nicht aus dem Konzept bringen lassen, manche Pferde benötigen einige Einheiten, bis der „Aha“-Effekt eintritt und der „Click“ als Marker und damit als Kennzeichen für die folgende Belohnung erkannt und verinnerlicht wird.
Das Target sehr positiv zu belegen, hat hier bei Spencer noch einen weiteren Sinn. Auf Spaziergängen neigt er dazu, irgendwann überfordert damit zu sein, dass er artig an der Leine laufen soll. Will er nicht mehr, bleibt er einfach stehen und „funktioniert“ nicht mehr. Ich will ihn dann aber nicht zwingen, weiter zu gehen. Bisher habe ich das so gelöst, dass ich ihm ein paar Minuten zeit gebe, sich wieder zu sammeln und dann danach zu fragen, ob er bereit ist wieder mit zu kommen. Dieses Spiel dauert oftmals auch 30 Minuten. Da ich aber nicht abschätzen kann, wie er an welchem Tag drauf ist und was ich ihm an Folgsamkeit zumuten kann, fallen die Runden oft zu groß und damit eben zu anstrengend fürs Ponyköpfchen aus. Um ihn zukünftig aus dieser „Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr, ich will grasen, ich scharre mit dem Huf, ich gähne,…“-Phase raus zu holen, wird uns das Target begleiten, um zwischendurch Erfolgserlebnisse zu ermöglichen. Dazu aber später mehr, wenn wirs dann auch in dem Zusammenhang nutzen 🙂
Ach, eines noch – der Ort und die Art der Einführung:
Ich möchte Spencer nicht dazu zwingen, mit mir zu üben. Also wähle ich einen eingezäunten Bereich, in dem er sich wohl fühlt und ich ihn nicht am Strick haben muss. Er soll also frei, ohne Zwang (Halfter und Strick) mit mir üben können und aber auch weg gehen können, wenn es ihm zu viel oder zu langweilig wird. Am ersten Übungstag habe ich dafür seine Weide gewählt. So kann ich ihm anbieten, das Target zu berühren, wenn er aber keine Lust mehr hat, kann er einfach gehen und sich mit Blümchen und Bienchen beschäftigen. Shadow habe ich allerdings für die Übungszeit aufs Paddock gebracht, da Mr. Übereifrig ansonsten wild neben oder zwischen uns geturnt und uns damit „gestört“ hätte.
Wenn das Pony mal abgelenkt ist, keine Sorge! Bedrängt es dann nicht mit eurem Target, sondern wartet, bis es aus eigenen Stücken wieder angestupst wird! |
Fazit zum Ort: Wählt einen ruhigen, fürs Pferd angenehmen Ort und lasst es auch zu, wenn sich das Pony zwischendurch abwendet und sich mit anderen Dingen beschäftigt. Lernen soll Spaß machen 😀
Ergebnis der ersten Übungen mit „Click“
Schon während der ersten Übungseinheit hat Spencer also gelernt, dass das Leckerchen nur dann kommt, wenn er was richtig (natürlich in meinem Sinne) macht und sich artig benimmt. Ponys lernen schnell, ich muss jetzt aufpassen, dass ich das Target nach dem Click weg nehme, da Spencer sonst unkontrolliert das „Futterknöpchen“ drückt, um so viel wie mögliche Leckerbissen zu bekommen. Dabei weiß er jetzt auch, dass Knibbeln und Knabbern nix bringt. Zwischendurch grabbelt er zwar am Zuckibeutel, das ignoriere ich aber und füttere erst, wenn er seine „Futterposition“ eingenommen hat und nicht zwickt oder fordert. Das ist mitunter das Schwierigste für mich, aber auch wir Menschen dürfen ja gerne auch Lerneffekte mitnehmen (Bei Shadow habe ich bisher nicht an Höflichkeitsübungen gearbeitet, was sich heute manchmal in „Ponynase in Futterbeutel“ Reaktionen äußert. Weniger angenehm, versprochen :D)
Natürlich versucht er trotzdem weiter, ob nicht einfach so ein Zucki abfällt, hier müsst ihr euch hald auf die Finger klopfen (in dem Fall hald ich), wenn euch die süßen Knopfaugen angucken und die Ponynase euch begrabbelt 😀
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