Letztes Jahr brachte schon ein neues Steuergesetz Nachteile, doch jetzt wird es noch schlimmer!
Unsere Landwirte hatten ja schon mit einer Neuerung der Steuern Probleme – und jetzt geht es in die nächste Runde. Die als Nebenerwerb gekennzeichnete Einnahmequelle darf kein übergeordnetes Ausmaß annehmen, da es dann als Gewerbe geführt werden muss. Was das bedeutet, welche Veränderungen das mit sich bringen wird und wie wir ein klein Wenig dagegen ankämpfen können:
So weit so gut. Die Besteuerung der „Dienstleistung“ Pferde einstellen haben sowohl unsere Bauern, als auch wir Pferdebesitzer mit einer entsprechenden Preissteigerung, meist verbunden mit der Reduktion der eingestellten Pferde, überlebt. Genaueres dazu gibts hier.
Nicht alle, wohlgemerkt. Natürlich waren auch in dieser Phase der Umstellung schon einige Landwirte gezwungen, diesen Erwerb sein zu lassen und die Einkommensquelle versiegen zu lassen.
Aufatmend aber haben wir also die Veränderungen hingenommen und freuten uns wieder des Lebens mit Pferd. Bis jetzt, da der nächste Paukenschlag ertönt:
Laut Gesetz darf der Pensionsbetrieb (also das Vermieten von Pferdeeinstellplätzen) nur als landwirtschaftlicher Nebenerwerb geführt werden. Dies bedeutet, dass der Ertrag aus dieser Tätigkeit ca. 25 % der gesamten Wirtschaft nicht übersteigen darf. Dabei muss der Gesamtertrag der Nebenerwerbe (falls noch andere Vermietungen etc, anfallen) ebenfalls unter den 25% sein.
Die Urproduktion muss also die Haupteinnahmequelle darstellen (Ackerbau, Heuernte, Viehzucht, Milchproduktion,…).
Ein Rückblick in die Landwirt-Vergangenheit
Blicken wir noch etwas weiter zurück. Vor einigen Jahren wurde unseren Landwirten nahe gelegt, sich auf die Pferdewirtschaft zu konzentrieren. Warum? Weil die Milchwirtschaft kaum oder eben gar nicht mehr ertragreich genug war, um ein Überleben zu sichern. Dann also Pferd – Jawohl!
Zwar machte dies den Bauern nicht reich, die Existenz aber war gesichert. Dass man einige Umbauten vornehmen musste, wurde ebenso in Kauf genommen, blickte man doch in eine zumindest etwas hoffnungsvollere Zukunft.
Dann also jetzt Pferde. Insgesamt eine gute Entwicklung, auch wenn man unsere Umwelt betrachtet. Ein Pferd frisst Heu. Allerdings nicht das Hochleistungsheu, welches unsere Kühe benötigen, sondern vielfältiges, artenreiches, spät geerntetes Heu. Das wiederum hat zur Folge, dass die Artenvielfalt unserer Wiesen erhalten bleibt und sogar gefördert wird. Die Wiese wird nicht ausgebeutet, wird nicht mit chemischen Mitteln hochgezüchtet, sondern erfreut sich ihrer selbst und gedeiht so, wie es die Natur verlangt. Die Gräser können absamen, die Umwelt wird nicht belastet, das Pferd freut sich.
Einer der großen Haken an der Sache
Die Heuernte zählt zur Urproduktion. Da dieses Heu aber für die eingestellten Pferde verwendet wird, wird nicht im direkten Sinn „Umsatz“ damit gemacht. Sie zählt also hiermit nicht zu den Einkünften aus der Land- und Forstwirtschaft? Achso. Klar, gibt wohl keinen Paragraphen dafür.
Dann lieber drei oder vier mal im Jahr Silo produzieren? Die Wiesen mit Chemie bearbeiten, damit der Ertrag noch höher ausfällt? Das Grundwasser belasten, die Preise zwecks Überangebot in den Keller treiben und somit wieder am Hungertuch nagen?
Oder anders: Wieder alle zurück zur Kuh? Gerade jetzt, wo die Produktionsgrenze gefallen ist und die Milch-Preise so schon gezwungener Maßen in den Keller fallen werden? Was wiederum nach sich zieht, dass Existenzen gefährdet oder gar zerstört werden?
Der Teufelskreis der Pferdewirtschaft
Pferde also sind keine Tiere in dem Sinn, sondern Spielzeuge oder Unterhalter der wohlhabenden Eigentümer, der Bauer ein Dienstleister. Heuernte, Weidenpflege, artgerechte Tierhaltung etc. sehen wir als Service, nicht als Urproduktion? Und schon gar nicht als nachhaltig, gell?
Nehmen wir mal an, unsere Landwirte würden diese Dienstleistung aufgeben, weil sie dazu gezwungen wären, wie würde die Zukunft aussehen?
Die gewerblichen Pferde-Einstellbetriebe haben eine gewisse Anzahl an Einstellplätzen zur Verfügung. Diese wären in kürzester Zeit aufgefüllt (wobei sie das ja auch jetzt schon sind). Eine artgerechte Haltung mit Weidegang, Gruppenhaltung, etc. ist dann noch gut realisierbar? Man bedenke, dass Gewerbebetriebe keine Einschränkung haben, was die Anzahl der GVE (Großvieheinheit), bezogen auf die zur Verfügung stehende Wiesenfläche des Anwesens, haben.
Also der nächste Schritt in die Zukunft: Viel Nutzen für wenig Aufwand – Nachhaltigkeit? Wer braucht das schon?! Geld regiert die Welt.
Und hier gleich ab zum nächsten Punkt: Was passiert mit älteren Pferden, die nur noch eingeschränkt, oder gar nicht mehr „nutzbar“ sind? Gönnt man diesen Tieren einen Lebensabend auf engstem Raum bei überteuerten Preisen (Die Nachfrage bestimmt das Angebot, richtig?), oder entscheidet man sich doch lieber für ein kürzeres Leben des Tieres, bzw. entlässt man es in umliegende Länder, in welchen die Tiere dann tatsächlich Tiere sein dürfen und lebt damit, den geliebten Vierbeiner lieber weit weg als in unzumutbaren Umständen zu wissen? Genau. Entweder man „erlöst“ sein Tier, oder fördert die Wirtschaft der tierbewussteren Nachbarländer und gönnt ihm eine Weide in Ungarn, den Niederlanden etc.
Was wird aus unseren Landwirten?
Gerade hier in der Umgebung haben viele Landwirte alles auf die Pferdehaltung gesetzt. Wie erwähnt, wird damit niemand reich, Nebenjobs bzw. Halbtags- und Ganztagsjobs sind also dennoch nötig. Eine Umstellung auf ein Gewerbe ist aufwendig, zehrt an den Nerven, kostet Geld und Zeit und birgt nicht wirklich Vorteile, sondern eher Mehrkosten (vorausgesetzt, eine Umwidmung des Anwesens wird überhaupt genehmigt). Was also wird passieren? Genau, die Pferdehaltung wird aufgegeben, die Landwirtschaft wohl stillgelegt (gibt ja auch keine erwerbsfähigen Alternativen), man sucht sich einen Ganztagsjob, die Landwirtschaft gibt es nicht mehr.
Die noch artreichen Wiesen werden verpachtet (an die Gaskraft vielleicht?), werden ausgebeutet und verlieren ihren Artenreichtum zugunsten von Hochleistungsgräsern und Monokulturen. Ertrag geht über Nachhaltigkeit, ihr wisst ja. Über die Folgen für das Grundwasser und das wild lebende Tierreich wollen wir hier mal lieber nicht näher eingehen.
Die Fakten
Österreich will also weg von guter, artgerechter Haltung, hin zu Gewerbebetrieben, Umwidmungen, Existenzgefährdungen. Und das alles für ein wenig Steuerumlagerung und um einem alten Gesetz gerecht zu werden?
Die Gewerbeordnung ist im Übrigen hier nachzulesen. Betroffen von der Durchsetzung wären lt. einer engagierten Facebook-Gruppe (hier zu finden), die sich für eine Änderung der Gewerbeordnung einsetzt, etwa 5.000 Betriebe in Österreich.
Mit dem Wegfall dieser Betriebe, also auch der Einstellplätze, fallen auch Arbeitsplätze und“Pferdige“ Konsumenten. Das bedeutet, dass der Arbeitsmarkt, die Futtermittelindustrie, Dienstleister wie Reitlehrer etc., Pferdezubehör (Hersteller und Händler) ebenso ihre Grundlage verlieren.
Was ihr tun könnt
Nun zum wichtigsten Teil dieses Artikels. Wie könnt ihr helfen, was könnt ihr tun?
Auf der Webseite der Zentralen Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Pferdezüchter (ZAP) wurde eine Petition gestartet, welche ihr mit eurer Unterschrift (bzw. eurem Eintrag) unterstützen könnt.
Ebenso stehen hier (unten auf der Seite) die Petition und eine Unterschriftenliste zum Download bereit. Wenn ihr also auch eure Reiter-Kollegen und Freunde mobilisiert, die Problematik publik macht, helft ihr schon viel!
Natürlich könnt ihr auch gerne diesen Artikel verbreiten und damit für Aufklärung sorgen 🙂
1 Comment
Sebastian
atWie sehe es denn aus, wenn sich die Pferdehalter als Verein organisieren würden. Dann würden Mutter Gebäude, aber keine Einstellplätze vermietet werden – das würde der Verein übernehmen, der aber kein neben Erwerbs Problem hätte.