„Schatten?“
„Ja, Spencer?“
„Sag mal, warum bist du eigentlich so eigenartig? … das ist jetzt garnicht bös gemeint, ich hab dich lieb und bin froh, dass ich bei dir sein darf, aber..“
„Inwiefern denn eigenartig, Kleiner?“
„Naja… das Fellchenkraulen zum Beispiel.. Ich mag das doch so gerne. Aber immer, wenn ich dich kraulen will, wirst du böse und jagst mich weg…“
„Hm. Das, mein Lieber, ist eine lange Geschichte. Lass uns in den Stall gehen, du legst dich ein bisschen in die Sägespäne und dann erzähl ich gerne.“
„Au ja!“ *lostrappel und hinplumps*
So liegt der kleine Spencer nun also im Spänebett und horcht gespannt der jetzt folgenden Geschichte:
„Also, wie gesagt, eine längere Geschichte. Ich bin ja noch nicht immer hier in unserem Zuhause. Geboren wurde ich ganz weit weg. In einer Gegend, wo man endlos in die Ferne blicken konnte. Allerdings war ich dort nicht in Ponygesellschaft, so wie du jetzt. Du hast ja Raudi und mich. Ich war damals alleine. Ganz dunkel kann ich mich noch an meine Mami erinnern. Aber auch die war nicht lange bei mir.
Pferde kannte ich persönlich keine. Klar hab ich immer wieder welche gesehen, dann aber nur aus der Ferne. Befreundet war ich mit keinem. Menschen kannte ich wohl, aber das Fellchenkraulen und sonstige „pferdige“ Sozialhandlungen lernt man von denen nicht. Irgendwann hat man mich genommen und in einen kleinen, rumpeligen, dunklen Kasten gebracht.
Als ich davon, gefühlt nach Tagen erst, wieder ausstieg, hatte sich die Welt verwandelt. Keine Spur von meinem Zuhause. Dafür aber haufenweise Pferde – darunter sehr hübsche Damen, so nebenbei erwähnt. Und in dieser neuen Welt lernte ich die ersten Ponys meines Lebens persönlich kennen. Da war so ein ganz kleiner lustiger Typ. Etwas kleiner noch, als du. Mit dem hab ich den ganzen Tag rumgetobt und gespielt. Wild war ich damals, noch viel wilder, als du heute :D.
Ja, das war ein Spaß. Zwar tat ich mir etwas schwer, die Sprache meiner neuen Freunde zu verstehen, aber ich hab mich bemüht. Nur auch damals konnte ich so gar nicht verstehen, was es mit diesen Fellpflegen auf sich hatte. Da kam schon auch mal einer auf mich zu und fragte, ob wir uns kratzen wollten. Ich dann so, ja klar, aber wie geht das?
Fingen die dann an, rhytmisch an meiner Schulter herumzuschmatzen, versuchte ich das eben auch. Doch kaum hatte ich angefangen, begannen die alle damit, mich auszulachen und der bekraulte zuckte und schrie irgendwas von „Autsch!“. Später erzählte man mir, dass ich wohl nicht kraulen, sondern unkoordiniert und unrhytmisch auf die anderen einbeissen würde. Um mich nicht weiter lächerlich zu machen, ließ ich es irgendwann einfach sein und versuchte das auch nicht wieder. Raudi hatte mich anfangs, als wir uns kennen lernten noch manchmal danach gefragt, irgendwann aber wohl aufgegeben und auch nie nach dem Hintergrund gefragt, was mir eigentlich ganz recht war.
Um das noch verständlich für dich zu erklären: Wenn man als junges Pony keine Freunde hat, an denen man sich ausprobieren und diverse Fertigkeiten erlernen kann, fehlen einem diese eben. Wie hier das Fellchenkraulen. Ich hab es einfach nie gelernt und heute fällt es mir schwer, das alles nach zu holen. Das ist aber natürlich nicht böse gemeint, dir gegenüber. Schön, dass du es kannst und auch gerne magst, aber für mich ist dieser Zug vor langer Zeit abgefahren. Raudi lässt mich ja ab und an etwas üben, aber bei dir will ich das nicht. Du bist klein und verletzlicher, als der stämmige Hafi und würdest wohl ein paar blaue Flecke davon tragen. Das wollen wir doch beide nicht, hm?“
„Nö, wollen wir wohl nicht… aber.. hm. Ich kann mir ein Leben so allein und so ohne euch gar nicht vorstellen. Das muss irre langweilig sein. Schön, dass ich euch hab. Auch wenn einer von euch etwas „anders“ ist und der andere fast nur ans Essen denkt! Lernen kann ich doch sehr viel von euch.“
„Ja, hier ist es schon fein. Ui, schau! Da kommt ne Gabel voll Heu angeschwebt!“
*aufhops und losstürm*
Und die Moral von der Geschicht? Ein Pony alleine, funktioniert als Pferdchen nicht!
Liebe Grüße,
Euer Herr Pony
1 Comment
Anna Diaries
atArmer Schatten. Aber hat er niedlich erzählt die Story