Den Beginn machte Michael Aufhauser (der Gründer der Stiftung) mit dem, im Jahr 2001 gegründeten, ersten Aiderbichl-Hof in Henndorf bei Salzburg. Mittlerweile zählen drei „Vorzeige-Höfe“ zur Aiderbichl-Gruppe. Der Österreichische Hof in Henndorf, zwei weitere Höfe in Deutschland, genauer in Deggendorf und Iffeldorf. Eben diese Höfe bieten Interessierten die Möglichkeit, die dort lebenden Tiere und Stallungen zu besuchen und damit einen Eindruck zu schaffen, wie artgerechte Tierhaltung aussehen kann und muss. Insgesamt zählen heute 20 Anwesen zur Aiderbichl-„Gruppe“.
Seit mittlerweile zwölf Jahren also, engagiert sich Aiderbichl sowohl akut als auch nachhaltig für Tiere in Not. Da gerade Pferde oft diversen Missständen ausgesetzt sind und dementsprechend viele (ca. 600) auf Aiderbichl beheimatet sind, trat ich mit einem Fragenkatalog an Gut Aiderbichl heran, welcher zu meiner Freude auch sehr ausführlich und offen beantwortet wurde.
So wurde mir zum jüngsten Rettungsfall von Schlachtpferden mitgeteilt, dass hier nicht nur den sechs Pferden und zwei Esel geholfen wurde, sondern auch nachhaltig die undurchsichtige Handlungsweise, eventuelle Gesetzeswidrigkeiten bei den Pferdeverkäufen hinterfragt und recherchiert wird. Hier muss ich zugeben, dass ich mich gerade über diese Antwort sehr freue, hatte ich doch oft den Eindruck, als wäre Aiderbichls Arbeit nach der Befreiung diverser Schlachttiere erledigt und die Welt in Ordnung. Nachfragen macht eben doch einfach mehr Sinn, als sich blenden zu lassen oder wegzusehen!
Interessant ist die Ansicht Aiderbichls, dass die Rettung einzelner Schlachtpferde, den Markt nicht beeinflussen. Viel mehr tragen eben diese Tiere dazu bei, dass das Schicksal der Schlacht-Pferde das ganze Jahr über wahrgenommen wird. Durch die vielseitige Medienpräsenz der Organisation, werden viele Millionen Menschen erreicht. Gut Aiderbichl also trägt sehr viel dazu bei, dass eben nicht nur die Tiere im Herbst auf den Aktionen Erwähnungen in den Medien finden, sondern eben ständig darüber berichtet und diskutiert wird.
Pferde, welche auf die Güter kommen, bleiben (wie oben erwähnt) auch dort. Dieser Entschluss wurde vor vielen Jahren gefasst. Vor über 10 Jahren noch, wurde darauf gesetzt, gute Plätze für Pferde zu finden. Die Menschen, welche sich meldeten wollten zwar helfen, oft aber unterschätzten sie die Verantwortung, welche mit dem Tier übernommen wurde. So kamen weit mehr als die Hälfte der vermittelten Pferde über die Jahre zu Aiderbichl zurück. Wie auch diese beiden.
Aiderbichls Pferde werden im Herdenverband gehalten. Um ihren Bewegungsbedarf zu decken, stehen ihnen große Sandplätze zur Verfügung, bei nicht andauerndem allzu schlechtem Wetter dürfen sie sich auf riesigen Weiden austoben. Futter steht den Pferden rund um die Uhr zur Verfügung. Kraftfutter wird individuell an bestimmte Pferde verfüttert. Damit alle zufrieden sind, bekommen die übrigen Pferde Karotten anstelle des Futters.
Niemals werden Pferde auf gut Aiderbichl geritten, gefahren oder sonstwie gearbeitet. „Wir freuen uns einfach, dass sie bei uns sind und machen uns gemeinsam mit ihnen auf den Weg, herauszufinden, was sie am liebsten haben“ so ein Auszug aus dem Schreiben an mich. Ist ja eine sehr, sehr schöne Aussage, oder nicht? Doch aber werden die Pfleger dazu angewiesen, beim Führen und Einfüttern Kontakt zu den Pferden nicht nur aufzunehmen, sondern auch zu halten – vorausgesetzt, das jeweilige Pferd nimmt dieses Angebot auch an. Auch sehr schön finde ich, dass man nicht stur an seinen „alten“ Werten festhält, sondern darüber nachdenkt, ob es nicht sinnvoll wäre, mit Pferden ganz leichte Übungen zu machen und das auch vor hat. Hier wieder meine Meinung: Nachdem Pferde ja grundsätzlich sehr neugierig sind und sich über Neues und Abwechslung freuen, finde ich es schön, dass auch in diese Richtung geplant wird!
Wenn Aiderbichl über Platz verfügt, wird sofort zugesagt, wenn einem Tier in Not geholfen werden kann. Auch Stiere, Schweine, Hunde und anderes Getier findet auf Aiderbichl ein Zuhause. Das neue Katzen Refugiom in Traisen nimmt alte und hinterbliebene Katzen auf. Ebenso gibt es ein Zuhause für Ex-Labor-Affen. Auch wird anderen Tierschutzorganisationen unterstützt. Wenn ein Tierheim schließen muss – wie es leider immer öfter vorkommt, da zu wenige Einnahmen vorhanden sind – werden immer wieder Tiere auf Aiderbichl aufgenommen. „Tierheime haben es schwer in unserer Zeit, eigentlich sollte der Staat für sie aufkommen. Immerhin beträgt der Umsatz der Tierbedarfsindustrie viele Milliarden Euro. Deshalb sollte der Staat, der sehr viel Geld mit Tieren verdient, auch für die armen Tiere sorgen, die ihr Zuhause verlieren.“ So ein weiterer Auszug aus dem Schreiben an mich. Und ja, genau so ist es.
Spenden werden grundsätzlich an die gemeinnützigen Aiderbichl Stiftungen weitergeleitet. Die drei besuchbaren Güter erwirtschaften ihre Kosten selbst mit Eintritten (Preis pro Erwachsenem je nach Standort zw. EUR 6,00 und EUR 9,00 – Preis pro Kind ab vier Jahren zw. EUR 3,50 und EUR 4,50, Kleinkinder haben freien Eintritt, Gruppenpreise zw. EUR 5,00 und EUR 8,00 – behinderte Menschen zahlen generell EUR 3,00), Gastronomie, Shop und Patenschaften(welche mit freiem Eintritt als Gegenleistung verbunden sind). Die gemeinnützigen Stiftungen erhalten generell alle Gelder aus Spenden und Patenschaften (ohne Gegenleistung).
Wie auch ihr anhand verschiedener Patenschaften „Aiderbichler“ werden könnt, erfahrt ihr hier. Wer lieber mit Spenden hilft, erfährt hier das nötige. Auch Sponsoren werden natürlich immer gesucht.
4 Comments
Sara
atSchönen guten Morgen!
Soeben bin ich über eine andere Pferdeseite zu dir gekommen. Der erste Bericht, welchen ich nun hier gelesen hat, beeindruckt mich sehr. Vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag über Gut Aiderbichl. Ich sah davon schon im TV – doch nun nehme ich mir vor einmal aus der Schweiz anzureisen um eines der besuchbaren Güter zu besuchen. Gute Institutionen sollte man doch unterstützen! 😉
Viele liebe Grüsse aus der Schweiz und nun lese ich mich noch etwas in deinem Blog ein.
Sara mit Leda, Obelix und Nynja
Björn Schröbel
atHallo Tash,
schön, dass Du hierüber berichtest. Aiderbichl und Michael Aufhauser sind auch mir natürlich ein Begriff. Da wird viel für den Tierschutz getan, wenn es auch so manche Kritiker gibt – aber wo nicht.
Lieben Gruß
Björn 🙂
Anonym
atHi Tash!
Ich war auf allen 3 Besuchbaren Gut Aiderbichls. Es ist dort einfach wunderschön! <3
Schön, dass du es hier auch erwähnst (sie engagieren sich auch in amerika und stehen in kontakt mit einer, die mustangs rettet oder gerettet hat)
Liebe Grüße
Vicki
Tash
atJa, Aiderbichl setzt sich für vieles ein. Das ist ihnen auch sehr zu Gute zu halten. Was mir allerdings so gar nicht gefällt ist, wie die Pferde in den „angemieteten“ Ställen untergebracht sind. Zudem sollten die Tiere mehr beschäftigt werden.. aber mal sehen, auf Nachfrage wurde mir berichtet, dass Beschäftigung geplant ist, werde nochmal nachfragen, wie der Stand der Dinge heute ist 🙂