Montag Abend erreichte Pignon, nach 12stündiger Fahrt, direkt von Belgien kommend, das Seminarziel, Die AP-Ranch in Lochen. Den anwesenden Leuten bot sich ein einmaliges Schauspiel, als Pignon den Transporter öffnete, um die insgesamt 10 Pferde (5 Stuten, 4 Fohlen und eine Ponystute) auszuladen und in die vorbereiteten Boxen zu bringen. Der erste Blick fiel auf die kleine Ponystute Namens „Petite Pois“, was „Kleine Erbse“ bedeutet. Ohne Halfter, ohne Führstricke, stieg ein Pferd nach dem Anderen aus dem Hänger und reihte sich, wie selbstverständlich hinter dem Trainer auf. Auch die Fohlen wussten genau, an welchen Platz sie mussten. In Reih und Glied, zog der Tross dann auf zu den vorbereiteten Boxen. Herr Pignon bevorzugt, die Nacht im Transporter zu verbringen, anstatt ein Hotelzimmer zu beziehen.
Ein sehr verwirrendes Schauspiel für unsereins, haben doch viele von uns enorme Probleme, auch nur ein Pferd in und aus dem Transporthänger zu verladen.
Obenstehendes weiß ich leider nur aus Erzählungen. Zu gerne hätte ich das Geschehen selbst miterlebt.
Dienstag Morgen, um 9:30 Uhr, erreichte ich das Kursziel, die AP-Ranch. Das Seminar war für die aktiven Teilnehmer (also mit Pferd) bereits in vollem Gange. Ich hatte mich nur als Zuseher angemeldet, was die richtige Entscheidung war. So konnte ich die verschiedenen Pferde und Besitzer beobachten, ohne meine Aufmerksamkeit nur Herrn Pony zu widmen.
Zu Seminarbeginn demonstrierte Herr Pignon seine Arbeitsweise an einem Springpferd, welches bisher mit keinerlei Natural Horsemanship Methoden in Berührung kam. Mit auffallend ruhigen, aber konsequenten Bewegungen des Trainers konfrontiert, schenkte ihm das Tier seine ganze Aufmerksamkeit. Beginnend mit Hinterhandwendungen, welche bei zu wenig Reaktion, durch einen Gertenklaps auf den Bauch des Pferdes verstärkt gefordert wurden. Übergehend zur nächsten Übung, bei der der Wallach beim Touchieren der linken Schulter, mit der Vorderhand nach Links, also in Richtung des Drucks, wenden sollte. Eine völlig neue Erfahrung, sowohl für das Tier, als auch für mich als Zuseher, da man bisher nur erlebte, dass Pferde dem ausgeübten Druck weichen, nicht aber folgen. Um verständlich zu machen, wie das Tier auf diese Aufforderung reagieren soll, richtete Herr Pignon mit einem Griff, an das am Halfter befestigte Ende des Seils, dessen Kopf, in die gewünschte Richtung aus.
Danach touchierte Pignon die Schulter des Tieres, um es zum Weichen zu bewegen. Er touchierte also links und das Pferd wich nach rechts aus. Bemerkenswert an dem ganzen Schauspiel war, dass Pignon die ganze Zeit über die volle Aufmerksamkeit und Konzentration des Pferdes auf sich richten konnte. Es beobachtete ihn und seine Bewegungen ganz genau und folgte seinen Anfragen synchron.
Dies auch, als er es schließlich frei ließ, also vom Strick befreite.
Auffallend an Pignons Arbeitsweise ist, dass er seinen Blick immer dem Boden zuwendet, die Schultern dabei komplett fallen lässt. Ganz anders also, als man es von der NHT-Arbeit gewohnt ist, bei welcher man sich oft drohend aufrichtet, um dem Tier zu zeigen, wie stark und präsent man ist. Solche Gebärden scheint Pignon nicht nötig zu haben. Seinen Stick verwendet er in Phasen, beginnt also mit wenig Druck und steigert diesen nach Bedarf. Dies dann aber sehr konsequent und ohne Zögern.
Bei dem zweitägigen Seminar waren 65 teilnehmende Zuseher und 12 aktive Teilnehmer (also mit Pferd) anwesend. Da Pignon nur schlecht englisch und kein Deutsch spricht, wurde der ganze Kurs synchron durch eine Dolmetscherin übersetzt. Die aktiven Teilnehmer waren in drei Gruppen zu je vier Pferden und Besitzern aufgeteilt. Auch hier begann Pignon zuerst damit, an der Körpersprache und am Feeling der Teilnehmer zu arbeiten. Sobald das Pferd eine richtige Reaktion zeigt, sollte die Übung sofort beendet und eine Pause eingelegt werden. Diese Pause ist die Belohnung und der Dank an das Pferd für die positive Antwort auf die gestellte Frage.
Insgesamt wurde in den beiden Tagen an der Hinterhandwendung, der Vorhandwendung auf Druck, am Vorwärtsrichten und am Korrigieren gearbeitet. Sobald die Wendungen saßen, wurde in diese etwas mehr Dynamik gebracht, die ganze Bewegung also fließender gestaltet.
Das Wichtigste aber, und das war sehr schön ersichtlich im Verlauf des Seminars, war es, die Connection zum Pferd zu finden und zu spüren, was Pignon im Blut zu liegen scheint. Sofort bemerkte er, wenn sich ein Pferd unsicher fühlte, Angst hatte oder seinen Besitzer in Frage stellte und konnte die jeweilig Trainierenden in ihrem Tun korrigieren.
Das Highlight an beiden Tagen war Pignons Training mit seinen eigenen Tieren. Dazu aber möchte ich garnicht viel erzählen, habe euch stattdessen das Geschehen gefilmt. Für die Bearbeitung werde ich wohl noch ein paar Tage Zeit benötigen, ihr könnt euch aber schon jetzt auf die verwackelten Werke freuen 😀 So kommen wir auch gleich zu meinem Wunsch ans Christkind: Ich hätte gern eine Videokamera, bitte 🙂
Sodale, erst mal genug, denke ich. Genießt den Abend!
Liebe Grüße,
Tash
5 Comments
Jonas Erne
atHallo Tash,
das muss echt beeindruckend gewesen sein. Ich freu mich auf die Videos!
LG
Jonas
Tamaro
atToll beschrieben. Ich bin auch schon gespannt.
Björn Schröbel
atHallo Tash
man liest die Freude die du bei diesem Seminar hattest förmlich aus dem Text heraus. Freue mich schon auf das Video, auch wenn es etwas verwackelt ist, ich schaue es mir an.
LG Björn 🙂
Steffi Ernst-Fleury
atHallo,
ich bin über den Blog-Zug auf Deinen Blog aufmerksam geworden. Meine Tochter ist total in Pferde vernarrt und wil unbedingt beruflich mit Pferden arbeiten. Sie wird bestimmt einige Zeit auf Deinem Blog zubringen. 🙂
Liebe Grüße
Steffi von der Kreativwerkstatt-Fleury
Tash
atHallo Steffi!
Ich freu mich, wenn deine Tochter Interesse am Blog hat 🙂 Wenn sie Fragen hat, nur zu 😀
Ganz liebe Grüße, Tash