Immer noch wird Meditation in Zusammenhang mit Trance oder Müdigkeit verstanden. Meditieren kann man aber auf ganz vielfältige Weise. Man kann sich zwar rein auf Entspannung konzentrieren und tatsächlich einschlafen oder einen traceähnlichen Zustand erreichen, doch das ist längst nicht alles.
Meditationen erlauben es uns, uns auf ganz bestimmte Dinge, Körperregionen, unsere Atmung oder eben auch das Ausblenden der Umgebung und Nebengeräusche zu fokussieren.
Meditation ist ein tolles Instrument, um uns etwas aus dem stressigen Alltag zu holen, die Gedanken zu bündeln und uns auf den Moment zu konzentrieren. Dabei fällt alle Last von uns ab, negative Gedanken, die uns seit Tagen fest halten, haben keinen Platz.
Ja, aber… ich kann es einfach nicht!
Wenn du jetzt denkst „Ich habe schon so oft versucht, zu meditieren. Ich schaffe es aber einfach nicht!“, dann geht es dir wie mir. Ich hatte auch immer ganz große Probleme damit, meine Gedanken zu verbannen und mich zum Beispiel nur auf die Flamme der Kerze vor mir zu konzentrieren. Und genau da liegt, meiner Meinung nach, der Fehler.
Versuchen wir, unsere Gedanken zu verbannen, umkreisen sie uns wie Geier. Immer auf der Suche nach dem nächsten Schlupfloch in unseren Kopf, um uns weiter mit „drauf rum Denken“ zu quälen. Diese Gedanken aber einfach zu zu lassen, sie dabei wahr zu nehmen, aber nicht auf sie zu reagieren, das ist die Kunst. Ich stelle mir hier gerne vor, dass sie wie schwebende Sätze an mir vorüber ziehen und in die Ferne verschwinden. So habe ich sie bemerkt, aber nicht auf sie reagiert.
Meditieren kann man überall, auf ganz vielfältige Weise!
Konzentriert euch auf Zahlen und Atmung!
So meditiere ich unbewusst schon viele Jahre lang. Beim Einschlafen zum Beispiel. Jeder von uns kennt es, nicht einschlafen zu können, weil wir auf dem Tag herum denken, der hinter uns liegt. Wenn ich an einem Abend deshalb nicht einschlafen kann, bündle ich meine Gedanken auf Zahlen. Die Zahlen 1 – 100. Gepaart mit meiner Atmung. So atme ich bei 1 ein, bei 2 wieder aus. Bis ich bei 100 angekommen bin. Schleichen sich die Tagesgedanken dazwischen, beginne ich wieder bei 1. Ihr glaubt gar nicht, wie schnell ich jetzt einschlafen kann. 😀
Nehmt Geräusche bewusst wahr!
Im Wald könnt ihr üben, euch auf ganz bestimmte Geräusche zu konzentrieren. Als erstes vielleicht das Rauschen der Bäume, dann grenzt ihr dieses Geräusch aus und konzentriert euch auf den Gesang der Vögel. Es ist total spannend, was und wie viel man auf einmal hören kann!
Wie viele Gerüche könnt ihr differenzieren?
Auch Gerüche kann man abgrenzen und differieren! Bleiben wir im Wald, hier haben wir uns schon ein bisschen eingefunden. Filtert erst die Düfte der Bäume, dann versucht, den Geruch des Bodens und des Mooses wahr zu nehmen. Vielleicht gibt es auch ein Bächlein in der Nähe und ihr könnt das Wasser riechen?
Wie diese Blume wohl riecht? Und die Erde, aus der sie wächst?
Bündelt eure Gedanken!
Schwierig und knifflig ist es bestimmt, unsere Gedanken zu bündeln und uns auf eine Sache zu konzentrieren. Zum Beispiel, das gerade statt findende Training mit unserem Pferd. Wir hören nebenbei die Stallkollegen reden, gleich neben dem Reitplatz toben andere Pferde herum, ein Auto kommt am Parkplatz an. Das alles raubt unsere Konzentration auf die Sache. Damit verbunden verhindert es die feine und gezielte Hilfegebung, unsere Körperspannung und Körpersprache verändert sich – die Lektion geht schief. Das Verständnis darum, dass der Fehler in diesem Fall nicht beim Pferd liegt, sondern eure Unkonzentriertheit das Dilemma ausgelöst hat, ist schon der erste Weg zur Goldmedaille! Lasst ihr diese Dinge rund um euch aber einfach passieren und konzentriert euch auf die Lektion, habt ihr die nächste Weggabelung erreicht.
Übt euch in Achtsamkeit!
Auch Achtsamkeit kann man üben. Ich wähle gerne ein Stück des Weges aus, das ich an einer Wanderung passiere. So gehe ich beispielsweise 500 Meter achtsam. Was bedeutet das? Ich versuche, alles woran ich vorbei gehe, wahr zu nehmen. Ob das nun ein Verkehrszeichen ist, eine Blume, die am Wegrand wächst, ein Vogel, der gerade bei mir vorbei fliegt, oder die Regentropfen, die fallen. Alles das hat meine volle Aufmerksamkeit, für den Moment, in dem ich es wahrnehme. Nach diesen 500 Metern versuche ich, mich an all das zu erinnern, das soeben meinen Weg gekreuzt hat.
Ist man gut in Achtsamkeit geübt, nimmt man übrigens die Welt ähnlich wie ein Pferd wahr. Pferde können sich aufgrund der Einstellung ihres Gehirnes nicht auf bestimmte Dinge konzentrieren. Als Fluchttiere sind sie darauf getrimmt, Gefahren so früh wie möglich zu erkennen und dem entsprechend zu reagieren. Ist euer Pferd also abgelenkt von der Arbeit, hat es wohl in der Ferne etwas erblickt, das es im Moment ab- und einschätzt.
Was würdet ihr wahrnehmen, wenn ihr auf einem der Steine, links im Bild, sitzen würdet?
Wie kann uns nun die Meditation im Zusammenhang mit dem Pferd helfen?
Habt ihr die Punkte oben alle geübt? So schwer ist es gar nicht, oder? Und der Gedanke „Ich kann es nicht!“ ist wie weg geblasen. Weil wir es können! Und ist es nicht so, dass diese Konzentrationsübungen uns ganz viel Lebensfreude und Wertschätzung für kleine Dinge zurückgeben?
Der nächste Schritt lautet: Denke in Bildern!
Pferde haben ausgeprägte telepathische Fähigkeiten. Das werdet ihr spätestens dann merken, wenn ihr euch auf eine Lektion konzentriert und euch diese bildlich vorstellt. Wie von Geisterhand wird euer Pferd nach und nach und immer öfter das ausführen, was ihr euch gerade vorgestellt habt.
Eine leichte Übung zum Anfang:
Ihr wollt mit eurem Pferd gemeinsam los gehen. Anstatt aber einfach los zu preschen und den Gaul hinter euch her zu ziehen, konzentriert ihr euch auf das, was ihr vor habt und geht dieses Vorhaben in Gedanken durch. Bildlich. Ihr stellt euch also vor, dass ihr und euer Pferd gemeinsam nebeneinander im Schritt losgeht (nein, das herannahende Auto ist jetzt nicht wichtig – noch mal von Vorne!).
Ihr werdet merken, je besser ihr euch konzentriert und in Bildern denkt, desto besser und schneller kann euer Pferd auf euch reagieren!
Ob wir wohl gerade an das Gleiche denken? 🙂
Lasst den Kopf nicht hängen, wenns nicht immer funktioniert!
Ich versuche immer ganz viel in Bildern zu denken und mich auch auf das Vorhaben mit meinen Pferden zu konzentrieren. Derzeit aber vergesse ich oft, dass meine Konzentration und die Freude an der Sache ganz wichtige Punkte sind, die gerade beim Training mit dem Herrn Pony nicht fehlen dürfen. So gerate ich unter Druck und setze in Folge ihn unter Druck.
Durch das heutige Gespräch mit Nadja von Pferde verstehen, weiß ich jetzt, wo mein Fehler liegt. Die Verbissenheit hat einfach überhand genommen und den Spaß verdrängt. Heute versuche ich, das Speck-weg-Training auf etwas kreativere Weise zu gestalten, in Bildern zu denken und mich zu konzentrieren.
Morgen werde ich gemeinsam mit dem Herrn durch einen Wald streifen und alles darin befindliche wahr nehmen und mich daran erfreuen 🙂
Hier noch ein toller Artikel zur Atmung von Pferdefreunde.de für euch!
Wenn ihr mehr über Achtsamkeit und Bildergedanken lesen wollt, findet ihr auf dieser Seite noch ein paar Artikel dazu:
Ist Achtsamkeit der Schlüssel zur Pferdefreundschaft?
So lernst du wie dein Pferd zu denken!
Weitere Tipps:
Angelika hat auf ihrem Blog für Pferdemenschen einige Ratschläge für euch 🙂
Auf der Pferdeflüsterei lest ihr einen interessanten Artikel, warum Achtsamkeit so wichtig ist.
Das Buch Seelengefährten konnte mich oftmals sehr inspirieren!*
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Was heute wichtig ist (11.05.2019) › Horseweb
at[…] In folgendem Artikel werden einigen Vorschläge für Übungen zur Meditation mit Pferd gemacht: https://www.tash-horseexperience.click/wordpress/2015/11/mit-meditation-mehr-erreichen-pferdetrainin… […]